KI x Kreativität: Über die Sehnsucht nach authentischen Erlebnissen
KI x Kreativität: Über die Sehnsucht nach authentischen Erlebnissen
Laut dem „State of Marketing 2024“-Report steht das Marketing heute vor einer spannenden Herausforderung: Je generierter die Inhalte um uns herum, desto grösser das Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Resonanz. Wir leben im Zeitalter der KI und erleben eine Renaissance des Authentischen. Die unmittelbare Begegnung zwischen Menschen und Marken in Live-Kommunikation und Events gewinnt an Bedeutung als ein Moment des Echten. Stehen sich KI und authentische Erlebnisse unvereinbar gegenüber? Wie sieht die Zukunft von KI und Kreativität für die Live-Kommunikation aus?
Authentizität und Storytelling
In einer zunehmend digitalisierten, künstlich generierten Welt sehnen sich Menschen nach echten, menschlichen Verbindungen. Ein Event muss mehr bieten als einen sauberen Ablauf; es soll die Gäste berühren und sie gemeinsam zum Teil der Geschichte machen. Storytelling weckt nicht nur Emotionen – es schafft echte Nähe, stiftet Vertrauen und fördert langfristige Markenloyalität. Das klingt eigentlich ganz einfach … Und was heisst das konkret? Was zeichnet so ein Storytelling aus? Muss es möglichst verrückt, emotional und schlagkräftig sein? Muss es stilvoll, im richtigen Ton und durchdesignt daherkommen?
Auf die Tonalität oder die Art der Emotion kommt es gar nicht mal so sehr an. Die entscheidende Zutat ist Wahrheit.
Wenn eine Marke es schafft, über ein Produkt hinaus für eine Wahrheit zu stehen, die wir als Menschen miteinander teilen können, dann empfinden wir sie als authentisch und es entsteht nicht nur Sympathie, sondern auch Identifikation.
Das Projekt „Bring Women Back to Work“ z.B. fördert Gleichstellung und Vielfalt, indem es Frauen nach einer Berufspause beim Wiedereinstieg in Tech-Berufe unterstützt. Unser Ziel war es, mit dem Kampagnenfilm nicht nur zu berühren, sondern authentische Geschichten einzufangen, mit denen sich Mütter und Familien identifizieren können – aus vielen Botschaften entstand so ein starkes Testimonial. Auch bei der Eröffnung des Pumpspeicherkraftwerks Nant de Drance im Wallis setzten wir für Alpiq auf starkes Storytelling: Über eine mehrmonatige Kampagne führte der Naturgeist Dora die Mitarbeitenden wie auf einem Expeditionstagebuch durch verschiedene Kapitel. Ein Geist? Richtig, das mag zuerst wenig authentisch klingen, eröffnete aber eine Ebene, um fast philosophisch über die Balance zwischen Mensch und Natur im Rahmen von so einem gigantischen Bauwerk sprechen zu können und die Mitarbeitenden durch Challenges und Teambuilding in die Story zu involvieren.
KI als Verstärker für Kreativität
Um eine tiefe Verbindung zur Zielgruppe herzustellen, ist Authentizität im Storytelling daher unerlässlich. Die Verantwortung liegt bei uns, eine gemeinsame Wahrheit zu erzählen. Richtig eingesetzt muss KI hier aber nicht zum Gegenspieler werden. Zwar fängt KI gern mal an zu flunkern, um Lücken in der Datenbasis zu überbrücken, doch wenn die Basis stimmt, kann KI besonders im ersten Schritt sehr helfen, die Weichen richtig zu stellen und die Zielgruppe besser zu verstehen. Unternehmen können so ihre Botschaften gezielt auf die Erwartungen und Wünsche ihrer Zielgruppe anpassen und die Relevanz ihrer Kommunikation erhöhen.
Während die datenbasierte Analyse von KI tiefe Einblicke in die Bedürfnisse der Zielgruppe gibt und personalisierte Produkte ermöglicht, unterstützt generative KI den kreativen Prozess, indem sie erste Mockups erstellt und Konzepte greifbar macht. Anstatt mit einem leeren Blatt zu starten, ermöglicht KI eine Vielzahl von Iterationen in kurzer Zeit, die den kreativen Prozess inspirieren und ihn flexibler machen.
Kreativität und KI in effektiver Symbiose
Die Balance zwischen KI und Kreation liegt letztlich darin, die Rollen klar zu verteilen: Datenbasierte Einblicke schärfen die Strategie zu Beginn, während die menschliche Kreativität eine teilbare Wahrheit freilegt und authentische, emotionale Geschichten formt. Generative KI hilft dann wiederum, Geschichten auf visuell überzeugende Weise zu erzählen. So entsteht eine Symbiose zwischen Technologie und Kreativität, die es Marken ermöglicht, echte Verbindungen zu schaffen.
Der Blick in Richtung Zukunft zeigt: KI wird zunehmend eine unverzichtbare Rolle in der Eventbranche spielen – insbesondere im Bereich der Strategie und der Optimierung kreativer Prozesse. Die Marken, die KI als kreatives Werkzeug verstehen und nutzen, werden die Möglichkeit haben, ihre Botschaften in Zukunft noch viel personalisierter und auf völlig neue, immersive Weise zu vermitteln. Eine Wahrheit aber zu finden, die zwischenmenschlich Resonanz erzeugt, ist immer noch menschliches Handwerk.
Jonathan Schwarz
Creative Director, Live Lab
Nach seinem Master in Theologie ist Jonathan 2013 in die Live-Kommunikation gewechselt und hat parallel einen Bachelor in Medien- und Kulturwissenschaft absolviert. Nach zwei Stationen bei Agenturen in Köln und Zürich sowie internationalen Auszeichnungen für seine konzeptionelle Arbeit ist Jonathan 2020 als Creative Director bei Live Lab an Bord gekommen.